Auf Bundes- und Landesebene werden derzeit Programme zur weiteren Förderung von erneuerbaren Energien diskutiert. Der Regionalverband Großraum Braunschweig hat bereits mit der jüngsten Überarbeitung des Regionalen Raumordnungsprogramms (RROP) Grundlagen geschaffen, um den Ausbau der Windenergie im Verbandsgebiet voranzutreiben und ist für weiterführende Zielvorgaben gut gewappnet. Das berichtet der Regionalverband am Donnerstag, 12. Mai, in seiner Verbandsversammlung.
"Aktuelle Zielvorgaben werden erreicht und auch für künftige Vorgaben von Land und Bund ist die Region gut vorbereitet," so Verbandsvorsitzender Detlef Tanke. "In der Region gibt es derzeit rund 400 Windenergieanlagen mit einer Nennleistung von etwa 750 Mega-Watt. Durch derzeit im Bau oder in Planung befindliche Anlagen können nochmal rund 830 Mega-Watt erreicht werden," erläutert Verbandsdirektor Ralf Sygusch. „Und selbst danach bestehen noch weitere Potentiale. Denn noch sind nicht alle Vorranggebiete, die das Raumordnungsprogramm für Windenergieanlagen vorsieht, genutzt.“
Tanke blickt auf die aktuellen Entwicklungen über die Region hinaus: "Durch den Ukraine-Krieg ist drastisch deutlich geworden, dass wir zu abhängig von Russland und fossilen Brennstoffen sind. Dies veranlasst Bund und Land, die Energiewende nun ambitionierter voranzutreiben. Mit seinem `Osterpaket` will Bundesklimaschutzminister Robert Habeck die Genehmigung von Windenergie- und Photovoltaikanlagen beschleunigen. Das begrüße ich sehr." Der Bundesminister möchte der Nutzung erneuerbarer Energien ein überragendes öffentliches Interesse zusprechen und somit ein übergeordnetes Interesse gegenüber anderen Interessen. Tanke bekräftigt: "Der Hauptgrund, warum es so lange dauert, bis ein Windrad steht, ist die Vielzahl der Einwendungen, die für die Genehmigung abzuarbeiten sind. Außerdem ist die Rechtsprechung bisher wenig absehbar. Solche Hemmnisse für den Windenergieausbau an Land möchte Habeck mit einem weiteren `Sommerpaket` ausbauen. Darauf sind wir gespannt."
Nachdem im März 2020 die Änderung des RROP zur »Weiterentwicklung der Windenergienutzung« in Kraft getreten ist, ist der Windenergieausbau in der Region entscheidend vorangekommen. Durch die Planung des Regionalverbandes hat in 49 Eignungsgebieten zwischen Harz und Heide der Windenergieausbau Vorrang vor anderen Nutzungen. Zu den bereits bestehenden 34 sogenannten Vorranggebieten für Windenergie wurden 15 Flächen neu ausgewiesen. 14 der bestehenden Vorranggebiete bleiben unverändert, 17 Gebiete sind erweitert worden, drei wurden verkleinert. Von knapp 3.100 ha im Jahr 2020 bestehenden Vorrangflächen wurde die Gesamtfläche auf 6.770 ha mehr als verdoppelt. Mit dieser Planung und den damit verbundenen Abstimmungsverfahren wird der Bau von Windenergieanlagen auf diese 49 Gebiete konzentriert. Dadurch werden gleichzeitig Siedlungsbereiche und andere Landschaftsräume geschützt.
In den bebauten Vorranggebieten sind derzeit rund 400 Windenergieanlagen mit ca. 750 MW installierter Leistung am Netz. Schon jetzt speisen diese bestehenden Anlagen ca. 1.650 GWh pro Jahr ins Stromnetz ein. „Damit kann rein rechnerisch der private Haushaltsstrom-Bedarf von etwa einer Million Einwohner gedeckt werden“, verdeutlicht Sygusch.
Die in den Vorranggebieten aktuell in Planung und im Bau befindlichen neuen Anlagen, die noch nicht am Netz sind, haben eine Nennleistung von rd. 830 MW. Der Regionalverband rechnet damit, dass diese Anlagen in naher Zukunft errichtet und ans Netz angeschlossen werden. Die gesamte Nennleistung summiert sich dann auf rd. 1.580 MW. (750 MW bestehende Leistung und 830 MW neu hinzukommende Leistung)
Für fünf neue Vorranggebiete und in vier Gebietserweiterungen liegen noch keine Planungen vor. Würden alle vom Regionalverband ausgewiesenen Flächen in der Region vollständig genutzt, böten diese ein überschlägliches Potential für die Installierung von mehr als 2.000 MW Leistung. Das entspräche dem Haushaltsstrombedarf von rund 2,5 Millionen Menschen und damit mehr als der doppelten Einwohnerzahl unserer Region.
„Wir werden uns als Regionalverband weiter mit dem Thema Erneuerbarer Energie beschäftigen“, schaut der Verbandsdirektor voraus. „Vor allem der weitere Ausbau der Windenergie und großflächige Photovoltaikanlagen auf Freiflächen spielen dabei eine große Rolle. Bei aller Notwendigkeit des weiteren Ausbaus der erneuerbaren Energien muss man auch im Blick haben, dass andere Nutzungen wie etwa Landwirtschaft, Freizeit und Erholung, Naturschutz, Rohstoffgewinnung, aber auch Verkehrs- und Siedlungsentwicklung ebenso Bedarf an Fläche haben. Hier ist es Aufgabe der Regionalplanung einen ausgewogenen Nutzungsmix in Abstimmung mit den verantwortlichen Stellen zu erarbeiten.“